Medellin – Stadt des ewigen Frühlings

Medellin ist wohl eine der berüchtigsten Städte Kolumbiens – immerhin war der Drogenbaron Pablo Escobar hier ansässig. Bis vor einigen Jahren galt sie auch noch als eine der gefährlichsten Städte des ganzen Landes. Das ist jetzt aber vorbei. Es ist unglaublich wie rasch sich diese über 2 Millionen Einwohner fassende Stadt komplett gewandelt hat. Kommt man heute hierhin, kann man sich wenig bis gar nicht vorstellen, wie es einmal gewesen sein soll. Zumindest ist das so, wenn man nur wenige Tage zu Besuch ist, aber auch von allen, die länger hier waren hört man dasselbe. Natürlich darf man nicht vergessen, dass es noch Armut gibt (wie überall in Kolumbien) und auch mal gefährlich werden kann, aber prinzipiell habe ich mich in Medellin so sicher und wohl gefühlt wie selten in manch europäischer Stadt!

Aber von vorne. Gemeinsam mit einem kolumbianischen Pärchen und meinen österreichischen Studienkollegen haben wir beschlossen spontan ein paar Tage nach Medellin, Guatapé und Río Claro zu fahren. Nachdem alles festgelegt worden ist, ging es am Samsstag um 3 Uhr morgens mit einem wirklich sehr kleinen Auto für fünf Leute los. Irgendwie haben wir es tatsächlich geschafft alle Menschen mit Gepäck zu verfrachten und dann ging die circa acht-stündige Fahrt los. Bequem war anders, aber angekommen sind wir. Als wir in Medellin ankamen, mussten wir erst einmal eine Unterkunft suchen, da das gewünschte Hostel völlig ausgebucht war. Hier muss man auch mal anmerken, dass gute Planung nicht unbedingt die größte Stärke der Kolumbianer ist, Geduld aber auch nicht. Deshalb war Alvaro schon recht nervös, ich hingegen einfach nur ziemlich müde, da ich bei der Fahrt nicht schlafen konnte. Nach einigem Suchen und Besprechen haben wir uns schließlich in einem gut gelegenen und wirklich netten Hostel einquartiert. Eines der ersten Sachen, was schon alles wirklich viel besser machte, waren die Temperaturen. Es war eindeutig klar, warum Medellin die Stadt des ewigen Frühlings genannt wurde: nicht zu kalt, nicht zu warm. Perfekt mit kurzer Hose, aber auch mit langer auszuhalten, einfach wunderbar!

Um am Abend fit zu sein legten wir noch eine kurze Pause ein. Danach stärkten wir uns zuerst im Crepes&Waffles, einer wirklich tollen kolumbianischen Kette (lasst euch hier die Desserts nicht entgehen! Mein Favorit: der Eisbecher Pistacho y Trufa). Während des Essens begann es aber plötzlich wie aus Kübeln zu schütten und wir beschlossen im Hostel noch einen Drink zu bestellen, um das Wetter abzuwarten. Als es endlich aufhörte, machten wir uns auf den Weg und stürzten uns ins Nachtleben. Überall war etwas los und extrem viele Menschen waren auf der Straße. Ein unglaubliches Gefühl nach dem eher mäßigen Wetter in Bogota bei angenehmen Temperaturen auf der Straße etwas trinken zu können. Nur die Lokalwahl stellte sich als etwas schwierig da, in einem wollten sie uns nur hineinlassen, wenn wir eine ganze Flasche bestellten, im anderen war der Eintritt sehr teuer und im nächsten tanzte niemand. Schlussendlich fanden wir uns in einem „Gangster-Club“ wieder, was nach einer kurzen Aufwärmphase ziemlich lustig und unterhaltsam wurde.

Nach einem doch relativ geglückten Abend, wollten wir am nächsten Tag doch recht früh aufstehen. Nicht jeder hatte das aber so ernst genommen, weshalb dazwischen noch ein Kaffee getrunken wurde, während sich die anderen fertig machten. Mit etwas Verspätung ging es dann los: Hola, Medellin! Doch zuerst hatten wir alle Hunger und so probierten wir das typische Gericht „Bandeja Paisa“, eine wahre Kalorienbombe, die uns aber den ganzen Tag gestärkt hielt.

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Danach geschah etwas unglaublich tolles: Wir konnten die Metro nehmen, tatsächlich!! Es war so cool mal wieder in einer Metro zu sein. Diese war noch dazu sauber, groß und schön. Halleluja, was für ein Gefühl! Danach stiegen wir in die Seilbahn um, die hier als gewöhnliches Verkehrsmittel genutzt wird, um und schwebten über die sogenannten Comunas (ärmere Viertel) hinweg bis zur Endstation. Dort befindet sich die „Biblioteca España“, die aber leider wegen Bauarbeiten geschlossen war, und ein toller Aussichtspunkt von dem aus man die ganze Stadt überblicken kann. Interessant war auch die andere Stimmung hier oben aufzunehmen, die Menschen zu beobachten und ohne sich in Gefahr zu befinden ein ärmeres Viertel zu sehen. Etwas schräg, aber absolut lohnenswert! Eines der Dinge, die mich auch sehr berührt haben, war beim Hinauffahren zu sehen wie Kinder in einem Plantschbecken unglaublich viel Spaß hatten. Egal wo auf der Welt, ob reich oder arm, Kinder sind so leicht und mit so einfachen Dingen glücklich zu machen.

Wieder unten angekommen gingen wir zur „Plaza de las Esculturas“ (Platz der Skulpturen), wo sich lauter Skulpturen des unglaublich tollen kolumbianischen Künstlers Fernando Boteros befanden. Dort erstand ich auch einen Hut und bekam eine herzige Liebeserklärung eines Straßenverkäufers, heiraten wollte ich ihn dann aber doch nicht. Dort befindet sich auch das „Museo de Antioquia“, das wir aber erst am nächsten Tag besuchten, da es schon ziemlich früh geschlossen wurde, da Sonntag war. Danach gingen wir weiter zur „Plaza de las Luces“ (Platz der Lichter), ein ziemlich lustiger und großer Platz, der wohl bei Nacht noch viel schöner aussieht als bereits bei Tag. So spazierten wir ein wenig durch die Stadt und kamen zu vielen schönen Orten und Plätzen.

Schließlich fuhren wir mit einem Taxi (ja, in Kolumbien fahrt man zu fünft mit einem Taxi mit) hoch zum „Pueblito Paisa“, ein herziges kleines Fleckchen Erde. Mit einer Kapelle, vielen Marktständen, einem Museum und einem Aussichtspunkt konnte man hier schon einige Zeit verbringen. Glücklich und erschöpft fuhren wir danach mit dem Taxi zu einem Supermarkt, denn Anna und Alvaro wollten peruanisches Ceviche für uns machen! Dieses schmeckte extrem lecker und gemeinsam mit einem Glas Wein handelte es sich hierbei um den perfekten Tagesabschluss.

Da ich unbedingt noch inss „Museo de Antioquia“ wollte, machten wir uns auf den Weg dorthin, bevor wir weiter nach Guatapé fuhren. Wie froh ich darüber war! Es handelt sich dabei definitiv um eines der Museen, welches mir bisher am besten gefallen hat! Neben zahlreichen Skulpturen und Gemälden des aus Medellin kommenden Künstlers Botero, gab es viele weitere kolumbianische Kunstwerke, aber auch einen Picasso kann man dort finden. Insgesamt ein wunderschöner Museumsbesuch, der wirklich Spaß gemacht hat und mir noch einmal zeigte, dass Medellin sehr viel mehr zu bieten hat als es auf den ersten Blick vermuten lässt. Medellin fühlte sich an wie eine Stadt um zu bleiben, ein Ort um das Leben zu genießen.

 


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